Benedikt greift zur Tiara – kein neues Papstwappen

Am Sonntag, 10. Okt. 2010, beim Angelus-Gebet zeigt Papst Benedikt zum ersten Mal ein neues Wappen. Darin ersetzt wieder die Tiara die bisher in seinem Wappen gezeigte Mitra. Die Tiara – die dreifache Papstkrone – symbolisiert den dreifachen Machtanspruch des Papsttums: „Vater der Fürsten und Könige, Haupt der Welt und Statthalter Jesu Christi“ zu sein, wie es seit 1560 in der Übergabeformel hieß (innerkirchlich beansprucht als Trias von Weihe-, Jurisdiktions- und Lehrgewalt). Papst Paul VI. hatte 1964 seine Tiara niedergelegt aus Solidarität mit der Welt der Armen. Die Rückkehr der Tiara lässt sich also auch verstehen als eine Rückkehr hinter die Zeit des Papstes Paul VI. In Übereinstimmung mit diesem Vorgang ist an die wiederholten Versuche von Papst Benedikt zu erinnern, das II. Vatikanische Konzil umzudeuten, indem er eine „Hermeneutik des Bruchs“ – am 10. März 2010 den „anarchstischen Utopisten“ im Gefolge des Konzils unterstellt – gegen eine „Hermeneutik der Kontinuität“, die der Papst für sich selbst beansprucht, konstruiert.

Norbert Arntz

Vgl. auch den kath.net-Artikel: Ein neues Papstwappen
zu finden in http://www.kath.net/detail.php?id=28463

schnelle Reaktion:

Radio Vatikan am 16. Oktober 2010

Es gibt kein neues Papstwappen. Das hat Vatikansprecher P. Federico Lombardi gegenüber Radio Vatikan klargestellt. Benedikts Wappen sei immer noch das schlichte, das zu Beginn des Pontifikats vorgestellt wurde. Am vergangenen Sonntag hatte am päpstlichen Palast während des Angelusgebetes eine neue Form des päpstlichen Wappens gehangen. Der Schmuckteppich vor dem Papstfenster zeigte die vertrauten Symbole, aber statt der schlichten Einfassung war eine barocke Version zu sehen, angelehnt an das Barberini-Wappen im Petersdom. Ebenfalls war statt der Mitra, die seit Amtsantritt Benedikts XVI. das Wappen krönt, wieder die traditionelle Papstkrone, die Tiara, abgebildet. Einige Medien hatten diesen vermeintlichen Wandel versucht zu interpretieren und ihm einen kirchenpolitischen Sinn abzugewinnen. Lombardi betonte, der Schmuckteppich sei lediglich ein Geschenk gewesen, nicht die Darstellung des offiziellen Wappens. Um weiterhin benutzt werden zu können, müsste dieses Geschenk an das offizielle Wappen angepasst werden, so Lombardi weiter. (rv)

Quelle: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=430909