Neues Buch zum Katakombenpakt

Norbert Arntz

veröffentlicht ein neues Buch zum Katakombenpakt:

Der Katakombenpakt

Für eine dienende und arme Kirche

Norbert Arntz

Topos Taschenbuch 1037

ca. 216 Seiten, kartoniert, 18 cm

1. Auflage September 2015

Topos plus Verlagsgemeinschaft, Kevelaer

ISBN / Code: 978-3-8367-1037-4

Preis: 13,95 €

 

Zum Inhalt:
Vierzig Bischöfe aus aller Welt versammelten sich gegen Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils in der römischen Domitilla-Katakombe, um einen Pakt zu schließen: Sie verpflichteten sich selbst zu einem einfachen Lebensstil, zum Verzicht auf alle Privilegien und dazu, dass die Armen im Mittelpunkt ihrer pastoralen Sorge stehen würden. Fünfzig Jahre danach ist es Papst Franziskus selbst, der sagt: „Wie sehr wünsche ich mir eine arme Kirche, eine Kirche der Armen!“ Norbert Arntz schildert die atemberaubende Wirkungsgeschichte des Katakombenpaktes. Vor allem aber stellt er die Persönlichkeiten vor, die diesen Pakt geschlossen haben.

Norbert Arntz, geb. 1943; Priester des Bistums Münster; von 1983 bis 1989 „weltkirchliche Lehrzeit“ unter den Quechua-Indios in Peru.

In diesem zusammenhang dokumenieren wir hier auch das berühmte:

Das Manifest von Bischöfen aus der Dritten Welt aus dem Jahr 1967

Unter dem Titel „Ein Wort der Ermutigung auf den Schrei der Armen“ veröffentlichen achtzehn Bischöfe aus verschiedenen Erdteilen ihr „Manifest von Bischöfen aus der Dritten Welt“ am 15. August 1967, fast ein halbes Jahr nach der Enzyklika „Populorum progressio“ – „Die Entwicklung der Völker“ von Papst Paul VI.
Das Manifest will den „sorgenvollen Ruf“ des Papstes in „Populorum progressio“ konkretisieren, einerseits im Hinblick auf die ökonomisch-politischen Realitäten, andererseits im Hinblick auf die Verantwortung der Kirchen und Christen, und zwar aus der Sicht jener Amtsträger, die das Leben mit den Menschen der sog. „Dritten Welt“ teilen.

Die Bischöfe sprechen deutlich aus, worüber das Konzil und auch die Enzyklika noch schweigen:
Sie decken auf, dass die Entwicklungshilfe ausschließlich den Interessen dient, mit denen die beiden damaligen Machtblöcke im Ost-West-Konflikt ihre jeweiligen Einflusszonen auszudehnen suchen.
Sie denunzieren die wirtschaftliche Ausbeutung der Länder durch ausländische Gruppen. „Unterentwicklung“ bedeutet also nicht Rückständigkeit, sondern die Kehrseite der Bereicherung des globalen Nordens.
Sie sehen den Zusammenhang zwischen „Politischer Revolution“ und „Revolution des Herzens“.
In diesem Sinne üben sie Selbstkritik und verschweigen die unheilige Allianz der Kirche mit bestimmten wirtschaftlichen und politischen Systemen nicht.
Sie kritisieren, dass die katholische Soziallehre zwar das Recht auf Eigentum formuliert, es aber nur halbherzig verteidigt. Die Soziallehre schützt die Besitzenden, aber klagt nicht entschieden genug das Recht auf Eigentum zusammen mit jenen ein, die kein Eigentum besitzen.
Die unterzeichnenden Bischöfe verlangen eindeutig ein Ende des Klassenkampfes, der daran erkennbar wird, dass Menschen als Arbeitskräfte durch unzureichende Löhne und unmenschliche Arbeitsbedingungen ausgebeutet werden.
Politisch-wirtschaftliche Systeme werden danach beurteilt, ob sie dem Leben des Menschen dienen und das Gemeinwohl für alle sichern. Daran hat sich die Kirche zu orientieren.
Sie betrachten die großen Religionen und Weisheitslehren als Kraftreserven für den Widerstand gegen das Unrecht und als Quelle der Barmherzigkeit, nicht als „Opium des Volkes“.
Der mystisch-politische Text mit seinen klaren Optionen ist zweifellos als Weiterführung des Katakombenpaktes zu interpretieren. Immerhin sind elf der Unterzeichner zugleich Erstunterzeichner des Katakombenpaktes. Das Manifest schlägt eine Brücke vom Engagement während des Konzils in Rom zum lateinamerikanischen Konzil von Medellín im Jahre 1968. An der Reihenfolge der Dokumente wird jeder Leser, jede Leserin die Schritte nachvollziehen können, die der Prozess zu einer prophetischen Kirche durchläuft. Darüber hinaus hilft diese „subversive Erinnerung“, die Konflikt- und Konsenslinien mit den nachfolgenden Pontifikaten von Papst Johannes Paul II, Benedikt XVI. und Franziskus zu entdecken. Deshalb soll der Text des Manifestes ungekürzt an dieser Stelle dokumentiert werden.

„Ein Wort der Ermutigung auf den Schrei der Armen“

Manifest von Bischöfen aus der Dritten Welt vom 15. August 19671

Angesichts von Bewegungen, in denen sich derzeit große Mehrheiten von Arbeitern und Bauern in der Dritten Welt erheben, richten einige Bischöfe als Hirten dieser Völker diese Botschaft an ihre Priester, ihre Gläubigen und an alle Menschen guten Willens. Dieser Brief knüpft an die Enzyklika zur Entwicklung der Völker an und wendet sie an.
Aus Kolumbien und Brasilien über die Sahara, Jugoslawien und den Nahen Osten bis nach Ozeanien und China wirft das Evangelium ein Licht auf die stets nahezu gleichen Fragen, die überall gestellt werden.

In dem Moment, in dem die armen Völker und Rassen sich ihrer selbst und der Ausbeutung bewusst werden, deren Opfer sie noch immer sind, will diese Botschaft alle würdigen, die um der Gerechtigkeit willen als der unverzichtbaren Bedingung für den Frieden leiden und kämpfen.

1. Als Bischöfe einiger Länder, die unter großen Mühen für ihre Entwicklung kämpfen, vereinen wir unsere Stimmen mit dem sorgenvollen Ruf Papst Pauls VI. in der Enzyklika „Populorum progressio“. Wir wollen mit diesem Schreiben die Aufgaben unserer Priester und Gläubigen genauer darlegen und an all unsere Geschwister in der Dritten Welt einige Worte der Ermutigung zu richten.

2. Unsere Kirchen in der Dritten Welt sind einbezogen in den Konflikt, der nun nicht nur Ost und West, sondern die drei großen Völkergruppen miteinander konfrontiert: die Westmächte, die sich im letzten Jahrhundert bereichert haben, die zwei großen kommunistischen Länder, die Großmächte geworden sind, und schließlich diese Dritte Welt, die noch auf der Suche danach ist, wie sie sich der Herrschaft der Großmächte entziehen und sich frei entfalten kann. Selbst in den entwickelten Ländern haben bestimmte Klassen, bestimmte Rassen bzw. bestimmte Völker immer noch nicht das Recht auf ein wahrhaft menschliches Leben erlangt. Ein unwiderstehlicher Impuls drängt diese armen Völker dazu weiterzukommen und sich von allen Mächten der Unterdrückung zu befreien. Wenn auch die meisten Länder ihre politische Freiheit bereits errungen haben, sind sie doch selten auch wirtschaftlich unabhängig. Erst wenige Länder haben soziale Gleichheit verwirklicht, die unabdingbare Voraussetzung einer wahren Geschwisterlichkeit, weil ohne Gerechtigkeit Frieden nicht möglich ist. Die Völker der Dritten Welt bilden das Proletariat der heutigen Menschheit. Sie werden von den Großen ausgebeutet und sogar in ihrer Existenz bedroht durch solche, die – nur weil sie stärker sind – sich das Recht anmaßen, als Richter und Polizisten in den materiell ärmeren Ländern aufzutreten. Unsere Völker jedoch sind jedoch ebenso ehrenwert und rechtschaffen wie die Großen dieser Welt.
I. Freiheit gegenüber politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen

Revolutionen und Menschenrechte

3. In der gegenwärtigen Weltentwicklung sind Revolutionen im Gang bzw. zustande gekommen. Das ist nicht überraschend. Alle heute etablierten Mächte sind vor längerer oder kürzerer Zeit aus einer Revolution hervorgegangen, das heißt, durch den Bruch mit einem System, das das Gemeinwohl nicht mehr gesichert hat, und durch die Errichtung einer neuen Ordnung, die eher geeignet war, für das Gemeinwohl zu sorgen. Nicht alle Revolutionen sind unbedingt gut. Einige sind nur Palastrevolten und verändern nur die Art und Weise, mit der man das Volk unterdrückt. Einige schaden mehr als sie nützen und „zeug(en) neues Unrecht …“ (Populorum progressio 31). Atheismus und Kollektivismus, denen sich bestimmte Bewegungen glauben anschließen zu müssen, stellen ernste Gefahren für die Menschheit dar. Aber die Geschichte beweist auch, dass bestimmte Revolutionen notwendig waren und gute Früchte brachten, nachdem sie ihre zeitweilig antireligiöse Haltung abgelegt hatten. Der beste Beweis dafür ist jene des Jahres 1789, die in Frankreich die Menschenrechte zur Geltung brachte (vgl. Pacem in terris). Viele unserer Nationen mussten solche grundlegenden Veränderungen bestehen bzw. müssen sie noch betreiben. Wie sollten sich die Christen und die Kirchen in dieser Situation verhalten? Paul VI. hat uns mit der Enzyklika über die Entwicklung der Völker (Populorum progressio 30/31/32) bereits den Weg gewiesen.

4. Aus ihrer eigenen Lehre weiß die Kirche, dass das Evangelium die Umkehr als erste und radikale Revolution verlangt, die Verwandlung der Sünde in Gnade, der Selbstsucht in Liebe, des Dünkels in demütigen Dienst. Solche Umkehr ist nicht nur ein innerer und spiritueller Vorgang, sondern bezieht den ganzen Menschen ein, körperlich und gesellschaftlich ebenso wie spirituell und persönlich. Sie hat einen Gemeinschaftsaspekt, der für die gesamte Gesellschaft bedeutungsvoll ist, nicht nur für das irdische Leben, sondern vor allem für das ewige Leben in Christus, der als der Erhöhte die ganze Menschheit an sich zieht. Dies ist in den Augen des Christentums die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. So hat das Evangelium seit zwanzig Jahrhunderten immer als das mächtigste Ferment für tiefgreifende Veränderungen in der Menschheit sichtbar oder unsichtbar, mit Hilfe der Kirche oder ohne sie gewirkt.
Die Kirche ist an kein System gebunden, sondern allein an Christus

5. In ihrer irdischen Pilgerschaft durch die Geschichte war die Kirche fast immer an jenes politische, soziale und wirtschaftliche System gebunden, das zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte das Gemeinwohl oder zumindest eine gewisse soziale Ordnung garantierte. Andererseits haben sich die Kirchen manchmal derart mit dem jeweiligen System verbunden, dass man sie miteinander verwechseln konnte, als seien sie ein Fleisch wie in der Ehe. Aber die Kirche hat nur einen einzigen Bräutigam, Christus. Die Kirche ist mit keinem System verheiratet, gleichgültig welcher Art es sei, am wenigsten mit dem „internationalen Imperialismus des Geldes“ (Populorum progressio 26), ebenso wenig wie mit dem Königtum bzw. dem Feudalismus des Ancièn Regimes, oder morgen mit diesem bzw. jenem Sozialismus. Man muss nur in die Geschichte zurückblicken, um zu erkennen, dass die Kirche den Untergang jener Mächte überlebte, die einmal geglaubt hatten, die Kirche beschützen zu müssen bzw. ausnützen zu können. Heute hat die Soziallehre, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil neu bestätigt wurde, die Kirche bereits vom Imperialismus des Geldes erlöst, von einer jener Herrschaften, mit denen sie eine gewisse Zeit verkuppelt war.

6. Seit dem Konzil werden die Stimmen immer lauter, die verlangen, dass man diese, von verschiedenen Seiten bereits angeprangerte, zeitweilige Liaison der Kirche mit dem Geld beenden müsse. Einige Bischöfe haben dafür bereits ein Beispiel gegeben2. Wir selbst haben die Pflicht, unsere Position in dieser Frage ernsthaft zu prüfen. Wir müssen unsere Kirchen von aller Unterwerfung unter das große internationale Finanzkapital befreien. „Man kann nicht Gott dienen und dem Geld.“

Imperialismus des Geldes und gesellschaftliche Privilegien

7. Angesichts der aktuellen Entwicklung des Imperialismus des Geldes müssen wir an uns selbst und an unsere Gläubigen die Mahnung richten, die der Seher von Patmos an die Christen von Rom richtete. Mit dem bevorstehenden Fall dieser Großstadt konfrontiert, die zur Prostituierten des Luxus geworden war, weil sie ganze Völker unterdrückt und Sklavenhandel betrieben hatte, rief er die christliche Gemeinde auf: „Verlass die Stadt, mein Volk, damit du nicht schuldig wirst an ihren Sünden und von ihren Plagen mitgetroffen wirst.“(Offb. 18,4).
8. Die Kirche ist wesentlich und dauerhaft durch ihre Treue zu und ihre Gemeinschaft mit Christus im Evangelium bestimmt. Deshalb kann sie nie mit irgendeinem wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen System solidarisch werden. Sobald ein System das Gemeinwohl nicht mehr gewährleistet, sondern dieses den Interessen einiger weniger opfert, hat die Kirche die Pflicht, nicht nur das Unrecht anzuprangern, sondern sich auch vom ungerechten System zu trennen, dazu bereit, mit einem anderen System zusammenarbeiten, das gerechter ist und den Erfordernissen der Zeit besser entspricht.
II. Treue zum einfachen Volk

9. Dies gilt sowohl für die einzelnen Christen als auch für die hierarchisch Verantwortlichen und für die Kirchen insgesamt. In dieser Welt „haben wir keine Stadt, die bestehen bleibt“, denn unser Anführer Jesus Christus „hat außerhalb des Tores gelitten“ (Hebr. 13,12-14). Niemand von uns soll sich an Privilegien oder Geld binden, sondern bereit sein, „mit anderen zu teilen; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen“ (Hebr. 13,16). Selbst wenn wir nicht in der Lage wären, es freiwillig oder aus Liebe zu tun, sollten wir zumindest in den Ereignissen, die uns solche Opfer abverlangen, die Hand Gottes erkennen können, der uns als seine Kinder zurechtweist (Hebr. 12,5).

Christen und Hirten solidarisch mit dem einfachen Volk

10. Wir urteilen über niemanden und verurteilen keinen, der oder die vor Gott geglaubt haben oder glauben, sie müssten ins Exil gehen, um ihren eigenen Glauben oder den ihrer Kinder zu retten.
Die einzigen, die wir mit aller Entschiedenheit verurteilen müssen, sind jene, die die Bevölkerung dadurch vertreiben, dass sie sie materiell bzw. geistig unterdrücken und ihres Landbesitzes berauben.

Die Christen und ihre Hirten sollten bewusst beim einfachen Volk und in dem Land bleiben, zu dem sie gehören. Die Geschichte zeigt, dass es auf lange Sicht nicht gut ist, wenn die kleinen Leute fern von zu Hause anderswo Exil und Zuflucht suchen. Man sollte entweder das eigene Land gegen einen ausländischen ungerechten Aggressor verteidigen oder die Veränderung der Rechtsordnung, die sich im Land durchsetzt, akzeptieren. Die Christen verfehlen sich, wenn sie mit ihrem Volk im Moment der Prüfung nicht solidarisch sind, vor allem, wenn diese sogenannten Christen reich sind und nur fliehen, um ihren Reichtum und ihre Privilegien zu retten. Sicherlich kann eine Familie oder eine Einzelperson sich gezwungen fühlen, zu emigrieren, um Arbeit zu finden. Das entspricht dem Recht auf Migration (vgl. Pacem in Terris).
Aber der Massenexodus von Christen könnte unerwünschte Situationen verursachen. In der Regel sind die Christen in ihrem Heimatland, in ihrem Volk von Gott dazu berufen, in Solidarität mit ihren Geschwistern jeglichen Glaubens ihr Leben zu führen, um so die Liebe zu bezeugen, die Christus zu allen Menschen hat.
11. Als Priester und Bischöfe haben wir selbst die allerdringlichste Pflicht, an jeweils dem uns zugewiesenen Platz zu bleiben, denn wir vertreten den Guten Hirten, der anders als die bezahlten Knechte im Augenblick der Gefahr nicht flieht, sondern mitten unter den Leuten bleibt und bereit ist, das Leben für die Seinen hinzugeben (Joh. 10, 11-18). Wenn Jesus seinen Jüngern befiehlt, von Stadt zu Stadt zu fliehen (Mt. 10,23), dann nur, weil sie wegen ihres Glaubens persönlich verfolgt werden. Ganz anders verhält es sich im Falle von Krieg oder Revolution. Da ist jeweils das ganze Volk betroffen, mit dem sich der Hirte solidarisch fühlen sollte. Er muss beim Volk bleiben. Wenn das ganze Volk entscheiden sollte, ins Exil zu gehen, könnte der Hirte ihnen allen folgen. Aber er darf sich weder allein, noch mit einer kleinen Gruppe von Profiteuren oder Überängstlichen retten wollen.
Gesellschaftliche Bestimmung des Eigentum

12. Mehr noch, die Christen und die Hirten müssen fähig sein, in jenen Ereignissen, durch die in regelmäßigen Abständen die Mächtigen von ihren Thronen gestürzt und die Niedrigen erhöht werden, die Reichen leer ausgehen und die Hungrigen gesättigt werden, die Hand des Allmächtigen zu erkennen. Heutzutage „fordert die Welt, hartnäckig und entschieden, die Anerkennung der Würde des Menschen in ihrer ganzen Fülle, soziale Gleichheit aller Klassen“ (Konzilsintervention von Patriarch Maximos IV. Saigh am 27. Oktober 1964). Die Christen und alle Menschen guten Willens haben sich dieser Bewegung anzuschließen, auch wenn sie dafür auf ihre Privilegien und ihr persönliches Vermögen zum Wohle der menschlichen Gemeinschaft in einer größeren Vergesellschaftung verzichten müssten. Die Kirche ist keineswegs dazu da, große Besitztümer zu schützen. Sie fordert mit Johannes XXIII., dass das Eigentum auf alle umverteilt wird, weil das Eigentum in erster Linie einer sozialen Bestimmung unterliegt (Mater et Magistra 119 ff.). Paul VI. erinnerte vor kurzem an den Satz des heiligen Johannes: „Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben? “ (1 Joh 3,17). Er erinnerte auch an den Satz des heiligen Ambrosius: „Die Erde ist für alle da und nicht nur für die Reichen“ (Populorum progressio 23).

13. Alle Kirchenväter, die griechischen und die lateinischen, erinnern wiederholt an das Evangelium: „Teile Deine Ernte mit deinen Geschwistern. Teile, was du gesammelt hast, denn morgen wird es verdorben sein. Grausame Gier, die eher alles verderben lässt, als es dem Bedürftigen zu geben!“ „Wem tue ich Unrecht, fragt der Geizige, wenn ich das Meinige zusammenhalte? Aber sage mir, was ist denn dein? Woher hast du es bekommen und in die Welt gebracht? Wie wenn einer im Theater, der bereits seinen Platz hat, die nachher Eintretenden fernhalten und den allgemein zugänglichen Raum als sein Eigentum ansprechen wollte, so ähnlich gebärden sich die Reichen. Die gemeinsamen Güter nehmen sie zuerst in Beschlag und machen sie durch diese Vorwegnahme zu ihrem Privateigentum. Würde jeder nur soviel nehmen, als er zur Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse braucht, das Übrige aber dem Dürftigen überlassen, dann gäbe es weder Reiche noch Arme. Bist du nicht nackt aus dem Mutterschoße gekommen, und wirst du nicht nackt wieder zur Erde zurückkehren? Woher hast du denn deine Güter? Sagst du: vom Zufalle, dann bist du gottlos, weil du den Schöpfer nicht erkennst und dem Geber keinen Dank weißt. Bekennst du aber, sie seien von Gott, dann nenne mir doch den Rechtstitel, auf den hin du sie erhalten hast! Ist Gott nicht ungerecht, dass er an uns die Lebensgüter so ungleich verteilt? Warum bist du dann reich, jener aber arm? Jedenfalls nur deshalb, damit du für deine Güte und treue Verwaltung einen Lohn erhältst, der Arme aber mit den herrlichen Preisen der Geduld bedacht werde. Du aber raffst alles im unersättlichen Schoße deiner Habsucht zusammen und glaubst, keinem Unrecht zu tun, wenn du so viele beraubst. Wer ist denn ein Habsüchtiger? Wer sich mit dem Ausreichenden nicht begnügt. Wer ist ein Räuber? Wer jedem das Seinige nimmt. Bist du nun kein Habsüchtiger, kein Räuber, wenn du das, was dir in Verwaltung gegeben worden, als dein Eigentum ansprichst? Wer einem andern die Kleider auszieht und sie nimmt, wird als Räuber bezeichnet; wer aber einen Nackten nicht kleidet, obschon er es machen könnte, verdient der etwa eine andere Bezeichnung? Dem Hungrigen gehört das Brot, das du zurückhältst, dem Nackten das Kleid, das du im Schranke verwahrst, dem Barfüßigen der Schuh, der bei dir verfault, dem Bedürftigen das Silber, das du vergraben hast. Du tust also ebenso vielen Unrecht, als du hättest geben können. (Basilius von Caesarea, Predigt 6 gegen den Reichtum).

Kapitalismus und Sozialismus

14. Unter Berücksichtigung bestimmter Anforderungen für bestimmte materielle Fortschritte hat die Kirche seit einem Jahrhundert den Kapitalismus toleriert – auch mit seinen Darlehen zu gesetzlichen Zinsen sowie anderen Gepflogenheiten, die kaum mit der Moral der Propheten und des Evangeliums übereinstimmen. Aber sie kann nicht umhin, sich darüber zu freuen, wenn sie sieht, wie in der Menschheit ein anderes Gesellschaftssystem in Erscheinung tritt, das der Moral der Propheten und des Evangeliums näher steht. Auf die Christen von morgen wird es ankommen, der Initiative von Paul VI. zu entsprechen: „Werden wir nicht imstande sein, sie zu den Quellen dieser sittlichen Werte, von denen sie reden (Solidarität, menschliches Mitgefühl etc), zurückzuführen – zu den Quellen, die ja die christlichen sind?“ (vgl. Ecclesiam suam 104). Christen haben die Pflicht zu beweisen, dass das vollständig gelebte Christentum der echte „Sozialismus“ ist, mit gerechter Verteilung der Güter und der grundsätzlichen Gleichheit aller.

Weit davon entfernt, uns feindselig gegen den Sozialismus zu verhalten, werden wir freudig dafür offen sein, wenn er sich als eine Form des sozialen Lebens erweist, die besser unserer Zeit und dem Geist des Evangeliums entspricht. So verhindern wir, dass manche Gott und den Glauben gleichsetzen können mit den Unterdrückern der Armen und Arbeiter, wie wir sie im Feudalismus, Kapitalismus und Imperialismus tatsächlich kennen. Diese unmenschlichen Systeme haben wiederum andere Systeme hervorgebracht, die zwar die Völker befreien wollen, aber die einzelnen Menschen unterdrücken, sobald sie dem totalitären Kollektivismus verfallen und den Glauben verfolgen. Aber Gott und die wahre Religion haben nichts mit den verschiedenen Formen des „Mammon der Ungerechtigkeit“ zu tun. Im Gegenteil, Gott und die wahre Religion stehen immer auf der Seite derer, die sich für eine gerechtere und geschwisterlichere Gesellschaft für alle Söhne und Töchter Gottes in der großen Menschheitsfamilie einsetzen.
Respekt vor der Würde des Menschen und seiner Arbeit

15. Die Kirche begrüßt mit Stolz und Freude eine neue Menschheit, in der die Ehre den Industriearbeitern, Landarbeitern und Bauern gebührt statt dem Geld, das einige wenige in ihren Händen akkumuliert haben. Denn die Kirche kann nichts anderes tun als Jesus von Nazareth, der viele Jahre lang mit den Händen arbeiten wollte, um die herausragende Würde der Arbeitnehmer zu offenbaren. „Der Arbeiter steht unendlich höher als alles Geld „, sagte ein Bischof auf dem Konzil (Intervention von Georges Hakim, Erzbischof von Galiläa, am 10. November 1964). Ein anderer Bischof aus einem sozialistischen Land erklärte ebenfalls: „Wenn die Arbeiter nicht irgendwie zu Eigentümern ihrer Arbeit werden, werden alle Strukturreformen wirkungslos bleiben. Selbst wenn die Arbeiter in irgendeinem Wirtschaftssystem einen höheren Lohn erhalten sollten, werden sie mit diesen Erhöhungen nicht zufrieden sein. Sie wollen Eigentümer und nicht Verkäufer ihrer Arbeit sein. Heutzutage werden sich die Arbeitnehmer zunehmend bewusst, dass die Arbeit zur menschlichen Person gehört. Aber der Mensch darf weder sich selbst verkaufen noch verkauft werden. Jeder Kauf bzw. Verkauf von Arbeit ist eine Art von Sklaverei … Die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft geht in diese Richtung; und ganz gewiss in jenem System, dem Marxismus, von dem man behauptet, er sei für die Würde der menschlichen Person nicht so sensibel wie wir“ (F. Franic, Split, Jugoslawien, am 4. Oktober 1965).

16. Die Kirche freut sich also wirklich darüber, wenn sie sieht, wie sich in der Menschheit Formen des gesellschaftlichen Lebens entwickeln, in denen die Arbeit ihren wahren, nämlich den ersten Rang gewinnt. Im Ökumenischen Rat der Kirchen bedauerte der Erzpriester Borowoi, wir hätten den Fehler begangen, uns den heidnischen Rechtsgrundsätzen des alten Rom angepasst zu haben. Aber auf diesem Gebiet hat der Westen genauso viel gesündigt wie der Osten. „Von allen christlichen Kulturen hat der Byzantinismus am stärksten dazu beigetragen, einfach die sozialen Übel zu rechtfertigen. Anstandslos übernahm er das gesamte soziale Erbe der heidnischen Welt und gab ihm die sakramentale Salbung. Das Zivilrecht des heidnischen römischen Reiches wurde unter dem Deckmantel der kirchlichen Tradition konserviert. Mehr als tausend Jahre lang in Byzanz und im Europa des Mittelalters, vor einigen Jahrhunderten auch in Russland seit der Zeit, als unser Land begann, sich als Erbe von Byzanz zu verstehen (XVI. Jahrhundert). Aber diese Tradition steht im radikalen Gegensatz zur sozialen Tradition des frühen Christentums und der griechischen Kirchenväter, zur Sendungsrede unseres Erlösers und zu allen Lehren der Propheten des Alten Testaments, die nie veralten“. (CEE 12.7. 1966, Kirche und Gesellschaft, Genf).
III. Treue zum Wort Gottes
Vom Wort Gottes inspiriert zu Mut und gemeinsamem Tun

17. Niemand soll unseren Worten irgendeine politische Absicht unterstellen. Unsere einzige Quelle ist das Wort dessen, der zu den Propheten und Aposteln gesprochen hat. Die Bibel und das Evangelium prangern jeden Anschlag auf die Würde des nach Gottes Bild geschaffenen Menschen als Sünde gegen Gott an. In dieser Forderung, die menschliche Person zu respektieren, sind heutzutage die Atheisten guten Willens mit den Gläubigen einig, weil sie gemeinsam der Menschheit in ihrem Streben nach Gerechtigkeit und Frieden dienen wollen. Gleicherweise können auch wir zuversichtlich Worte der Ermutigung an alle Menschen richten. Denn wir alle brauchen viel Mut und Kraft, um diese immense und dringliche Arbeit zu einem guten Ende zu bringen. Sie allein kann die Dritte Welt von Armut und Hunger befreien und die Menschheit vor der Katastrophe eines Atomkrieges bewahren: „Niemals mehr die einen gegen die anderen. Niemals mehr Krieg. Weg mit den Waffen“ (Paul VI. vor der UNO, 4. Okt. 1965).

18. Das Volk der Armen und die Armen des Volkes, in deren Mitte uns der Barmherzige als Hirten der christlichen Gemeinden platziert hat, wissen aus Erfahrung, dass sie eher auf sich selbst gestellt und mit ihren eigenen Kräften rechnen müssen als mit der Hilfe der Reichen. Sicherlich lassen einige reiche Länder oder einige Reiche aus bestimmten Ländern unseren Völkern nennenswerte Hilfe zukommen, aber es wäre eine Illusion, passiv eine freiwillige Umkehr all derer zu erwarten, vor denen unser Vater Abraham warnt „sie werden auch nicht hören, wenn einer von den Toten aufersteht“ (Lk 15, 31). Die armen Völker und die Armen in den Völkern sind zunächst selbst für ihre eigene Entwicklung verantwortlich.

Sie sollen wieder Selbstvertrauen gewinnen, sich selbst informieren und aus dem Analphabetismus herausfinden. Sie sollen hartnäckig ihr eigenes Schicksal selbst in die Hand nehmen. Sie sollen alle Medien nutzen können, die die moderne Gesellschaft zur Verfügung stellt, wie Schule, Radios und Zeitungen. Sie sollen jene hören können, die fähig sind, das Bewusstsein der Massen zu wecken und zu fördern, vor allem aber das Wort ihrer Hirten. Diese sollen ihnen das Wort der Wahrheit und das Evangelium der Gerechtigkeit unverkürzt übermitteln.

Die engagierten Laien der apostolischen Bewegungen sollen die Mahnung unseres Papstes Pauls VI. begreifen und in die Praxis umsetzen „… es (ist) die Aufgabe der Laien, in freier Initiative und ohne erst träge Weisungen und Direktiven von anderer Seite abzuwarten, das Denken und die Sitten, die Gesetze und die Lebensordnungen ihrer Gemeinschaft mit christlichem Geist zu durchdringen. Wandlungen sind notwendig, tiefgreifende Reformen der gegenwärtigen Lebensverhältnisse unumgänglich. Die sich damit befassen, müssen vor allem sich bemühen, die Reformen mit dem Geist des Evangeliums zu durchdringen….“ (Populorum progressio 81). Letztlich sollen sich die Arbeitnehmer und die Armen zusammenschließen, denn nur gemeinsam sind die Armen stark genug, die Gerechtigkeit in der Wahrheit zu fordern und zu fördern.

Reiche und Arme

19. Die einfachen Menschen hungern nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Diejenigen, die die Aufgabe haben, sie zu bilden und zu erziehen, sollten dies mit Begeisterung tun. Einige Irrtümer müssen dringend beseitigt werden: Nein, Gott will auf keinen Fall, dass es Reiche gibt, die sich die Güter dieser Welt aneignen, indem sie die immer ärmer werdenden Armen ausbeuten. Religion ist nicht das Opium des Volkes. Religion ist eine Kraft, die die Niedrigen erhebt und die Stolzen erniedrigt, die den Hungernden Brot gibt und die Übersättigten hungern lässt. Sicherlich warnte Jesus uns, dass wir immer Arme unter uns hätten (Johannes 12,8), aber das liegt daran, dass es immer Reiche geben wird, die die Güter dieser Welt an sich reißen, und ebenso sicher wird es immer gewisse Ungleichheiten geben, die auf unterschiedliche Fähigkeiten und andere unvermeidliche Faktoren zurückzuführen sind. Aber Jesus lehrt uns, dass das zweite Gebot dem ersten gleich ist, denn man kann Gott nicht lieben, ohne seine Mitmenschen als Geschwister zu lieben. Er verweist uns darauf, dass wir Menschen alle nach dem gleichen Satz beurteilt werden: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben… ich war derjenige, der hungrig war“ (Matthäus 25, 31-46). Alle großen Religionen und Weisheitstraditionen der Menschheit kennen diesen Satz. So verkündet der Koran die letzte Prüfung, der die Menschen zur Zeit des Gerichtes Gottes unterworfen werden: „Und was lässt dich wissen, was der steile Weg ist? Die Freilassung eines Gefangenen! Oder während der Hungersnot zu speisen – Eine verwandte Waise – Oder einen Armen, der im Staub liegt! Dann wird er zu denen gehören, die glauben und zu Geduld und Barmherzigkeit mahnen.“(Sure, 90, 11-18)3.
Politische Autoritäten und Enteignung

20. Wir haben die Pflicht, unser Brot und all unsere Güter zu teilen. Wenn einige für sich selber horten, was andere zum Leben brauchen, dann ist es die Pflicht der Regierung, die Verteilung zu erzwingen, die nicht freiwillig geschieht. Papst Paul VI. erinnert daran in seiner jüngsten Enzyklika: „Das Gemeinwohl verlangt deshalb manchmal eine Enteignung von Grundbesitz, wenn dieser wegen seiner Größe, seiner geringen oder überhaupt nicht erfolgten Nutzung, wegen des Elends, das die Bevölkerung durch ihn erfährt, wegen eines beträchtlichen Schadens, den die Interessen des Landes erleiden, dem Gemeinwohl hemmend im Wege steht. Das Konzil hat das ganz klar gesagt. Und nicht weniger klar hat es erklärt, dass verfügbare Mittel nicht einfach dem willkürlichen Belieben der Menschen überlassen sind und dass egoistische Spekulationen keinen Platz haben dürfen. Deshalb darf es nicht geduldet werden, dass Bürger mit übergroßen Einkommen aus den Mitteln und der Arbeit des Landes davon einen großen Teil ins Ausland schaffen, zum ausschließlichen persönlichen Nutzen, ohne sich um das offensichtliche Unrecht zu kümmern, das sie ihrem Lande damit zufügen“ (Populorum progressio 24). Auch können wir nicht zulassen, dass wohlhabende Ausländer unter dem Vorwand, Handel zu treiben oder Industrien aufzubauen, in unsere Länder kommen und unsere armen Leute ausbeuten. Ebenso wenig darf man tolerieren, dass einige Reiche ihr eigenes Volk ausbeuten. Das würde einen übersteigerten Nationalismus provozieren, den man nur beklagen könnte und der einer echten Zusammenarbeit der Völker im Wege stehen würde.
Eine Weltautorität zur Förderung von Gerechtigkeit und gleichmäßiger Verteilung der Güter ist erforderlich

21. Was dem Einzelnen recht, ist den Nationen billig. Leider kann heute noch keine wirklich globale Regierung Gerechtigkeit zwischen den Völkern durchsetzen und die Güter gerecht verteilen. Das derzeitig geltende Wirtschaftssystem ermöglicht es den reichen Nationen immer reicher zu werden, selbst dann noch, wenn sie den armen Länder ein wenig helfen. Diese werden proportional immer noch ärmer. Diese armen Nationen haben deshalb die Pflicht, mit allen zur Verfügung stehenden legitimen Mitteln zu fordern, dass eine Weltregierung installiert wird. In ihr sollen alle Völker ohne jede Ausnahme repräsentiert sein: Diese Regierung soll in der Lage sein, zu fordern, wenn notwendig auch zu erzwingen, dass die Güter gerecht verteilt werden. Das ist eine unverzichtbare Voraussetzung für den Frieden. (Vgl. Pacem in terris 137 und Populorum progressio 78)

22. Zugleich haben in jeder Nation die Arbeitnehmer das Recht und die Pflicht, sich in echten Gewerkschaften zusammenzuschließen, um ihre Rechte geltend zu machen und zu verteidigen: gerechten Lohn, bezahlten Urlaub, Krankenversicherung, Familienwohnungen, Mitbestimmung in der Führung der Unternehmen etc…. Es reicht nicht aus, diese Rechte durch Gesetze auf dem Papier anzuerkennen. Diese Gesetze müssen angewendet werden. Die Regierungen haben die Pflicht, ihre Macht energisch zugunsten der Arbeitenden und der Armen einzusetzen. Die Regierungen müssen sich dafür verwenden, dass der Klassenkampf aufhört, den, entgegen der verbreiteten Meinung, sehr oft die Reichen auslösen und kontinuierlich führen, indem sie die Arbeiter durch unzureichende Löhne und unmenschliche Arbeitsbedingungen ausbeuten. Das ist ein subversiver Krieg, den das Kapital seit langem heimtückisch in aller Welt führt. Dabei werden ganze Völker massakriert. Es ist höchste Zeit, dass die armen Völker, unterstützt und geführt von ihren gesetzmäßigen Regierungen, ihr Recht auf Leben wirksam verteidigen. Gott hat sich dem Mose mit diesen Worten offenbart: „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen; und ihre laute Klage über ihre Ausbeuter habe ich gehört … Ich bin herabgestiegen, um sie zu befreien „(Exodus 3,7). Jesus hat die gesamte Menschheit auf sich genommen, um sie ins ewige Leben zu führen, dessen irdische Vorbereitung die soziale Gerechtigkeit ist, die erste Gestalt geschwisterlicher Liebe. Wenn Christus durch seine Auferstehung die Menschheit aus dem Tod befreit, bringt er alle menschlichen Befreiungen zur ewigen Vollendung.
Hoffnung auf eine bessere Welt

23. So richten wir an alle Menschen diesen Satz des Evangeliums, den einige von uns im vergangenen Jahr (im Manifest der Bischöfe aus dem Nordosten Brasiliens – Recife 1. Juli 1966) an ihr Volk gerichtet haben mit derselben Hoffnung für alle Völker der Dritten Welt: „Wir ermahnen Euch in der Arbeitswelt als Ferment des Evangeliums unerschrocken und standhaft zu bleiben im Vertrauen auf das Wort Christi: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe“(Lk 21,28).“

Die Unterzeichner
Helder Camara, Erzbischof von Recife, Brasilien.
Jean-Baptiste Da Mota E Albuquerque, Erzbischof von Victoria, Brasilien.
Luis Gonzaga Fernandes, Weihbischof von Victoria, Brasilien.
Georges Mercier, Bischof von Laghouat, Sahara, Algerien.
Michel Darmancier, Bischof von Wallis und Futuna, Ozeanien.
Armand Hubert, Apostolischer Vikar, Heliopolis, Ägypten.
Raul Angel Cuniberti, Apostolischer Vikar von Florencia, Kolumbien.
Severino Mariano de Aguiar, Bischof von Pesqueira, Brasilien.
Frank Franic, Bischof von Split, Jugoslawien.
Francisco de Austregésilo de Mesquita, Bischof von Afogados von Ingazeira, Brasilien.
Gregoire Haddad, melchitischer Weihbischof von Beiruth, Libanon.
Manuel Pereira da Costa, Bischof von Campina Grande, Brasilien.
Charles Van Melckebeke Bischof von Ninghsia (China), Apostolischer Visitator in Singapur.
Antonio Fragoso, Bischof von Crateus, Brasilien.
Etienne Loosdregt, Bischof von Veintiane, Laos.
Waldyr Kalheiros de Novais, Bischof von Volta Redonda, Brasilien
Jacques Grent, Bischof von Tual, Maluku, Indonesien.
David Picao, Bischof von Santos, Brasilien

Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz ITP