Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen

Die deutsche Sektion der internationalen Bewegung „Römisch-katholische Priesterinnen“ (RCWP) hat eine Presse-Erklärung zur Gründonnerstags-Predigt des Papstes herausgegeben, die wir hier dokumentieren:



Papst Benedikt XVI. hat in seiner Predigt am Gründonnerstag (05.04.12) deutliche Kritik an der österreichischen „Pfarrer-Initiative“ geübt. Mit ihrem Aufruf zum Ungehorsam handle sie gegen das Vorbild der Priester: Jesus Christus, der gehorsam war bis zum Kreuzestod. In eigenmächtiger Weise setze sich die Pfarrer-Initiative mit ihren Forderungen über „endgültige Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes“ hinweg, so in Bezug auf die Frauenordination, obwohl Johannes Paul II. „in unwiderruflicher Weise“ erklärt habe, dass die Kirche  dazu „keine Vollmacht vom Herrn“ erhalten habe.

Wir, Mitglieder der internationalen Bewegung „Römisch-Katholische Priesterinnen“ (RCWP, deutsche Sektion), befürworten und würdigen dagegen die Reformbestrebungen der „Pfarrer-Initiative“, besonders auch ihre Unterstützung der Frauenordination. Wie nämlich längst durch maßgebliche theologische Untersuchungen aufgewiesen wurde, basiert der Ausschluss der Frauen von der Ordination auf unhaltbaren biblisch-theologischen Gründen. Selbst die Päpstliche Bibelkommission erklärte bereits 1976, dass aus dem NT kein Verbot der Frauenordination abgeleitet werden könne.
Das Verbot des Zugangs von Frauen zu den Weiheämtern kann keinen Anspruch auf Gehorsam erheben. Die internationale Priesterinnenbewegung (RCWP) wie auch weitere innerkirchliche Reformbewegungen berufen sich daher auf das Bibelwort: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29). Überdies: Der Gehorsam Jesu, den der Papst als Vorbild hinstellt,  galt gerade nicht den religiösen Autoritäten seiner Zeit (Hohepriester, Schriftgelehrte), sondern Gott. Im Geist des Gehorsams Gott gegenüber übertrat Jesus auch menschenfeindliche religiöse Gesetze seiner Zeit (z.B. Sabbatgebot, Mk 2,23-28 u.ö.).
Der in der Predigt des Papstes zutage tretende Tendenz, Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes auf die gleiche Stufe mit dem Willen Gottes zu stellen und uneingeschränkten Gehorsam ihnen gegenüber einzufordern, ist mit Entschiedenheit entgegen zu treten – sie ist Ausdruck blasphemischer Hybris!

Für die deutsche Sektion der internationalen Bewegung „Römisch-katholische Priesterinnen“ (RCWP): Ida Raming, Dr. theol.